„Ich warf die CD in die Sound-Machine, […] holte die beiden NAF-NAF-T-Shirts aus dem Kasten. Die schwarze 615er Levis. Die 501er war mir im Schritt zu kurz. Ich kenne überhaupt niemanden, dem die 501er wirklich paßt. Dann die neuen Leinen-Sportschuhe. No name. Hundertneunundneunzig fünfzig. Stinken wie eine Reifenfabrik. […] Es war komisch: Das Betrachten eines lächerlichen Häufchens von Kleidungsstücken machte mich traurig, nicht ein bißchen, sondern so richtig dunkelschwarz traurig.” Der sechzehnjährige Jakob Schmalfuß fühlt sich durch die Vertrautheit zwischen Mutter und Schwester, die die erste Monatsblutung feiert, ausgeschlossen und geht weg. Mit dem Mountainbike begibt er sich auf die Suche nach seinem Vater, dem passionierten Wildwasserpaddler, der vor zwei Jahren beim Paddeln im Ennsfluß tödlich verunglückt ist. Nur das Paddel wurde damals ans Ufer gespült. Dieses sowie sorgfältig ausgewählte Markenkleidung nimmt er mit auf seine Fahrt. Paulus Hochgatterer arbeitet als Kinderpsychiater in Wien und schreibt von Dingen, die er als Arzt und Mensch beobachtet hat. Seine Sprache ist klar, die Sätze sind kurz und prägnant. Der Erzähler geht in die Perspektive des Sechzehnjährigen und hält sie bis zuletzt durch. Mit trockenem Humor und Detailtreue entfaltet er, ironisch und differenziert, Jakobs Gedanken- und Gefühlswelt hinter Markenverpackungen und Dopes, ohne diese zu erklären. „Wildwasser“ wurde 1998 mit dem Jugendbuchpreis der Jury der Jungen Leser im Literaturhaus in Wien ausgezeichnet. Paulus Hochgatterer, geboren 1961 in Amstetten, Studium der Medizin und der Psychologie, arbeitet als Kinderpsychiater in Wien. Für sein literarisches Schaffen erhielt er bereits zahlreiche Auszeichnungen. Veröffentlichungen u.a.: „Der Aufenthalt“ (Erzählung, 1990), „Über die Chirurgie“ (Roman, 1993), „Die Nystensche Regel“ (Erzählungen, 1995), „Wildwasser“ (Erzählung, 1997).