Einleitung: Sigbert Stronegger Alltag im Funkhaus. Dr. Murke, Redakteur der Abteilung Kulturelles Wort, plagt sich mit einer wenig attraktiven Aufgabe: Den wortgewaltigen Essayisten Prof. Bur-Malottke reut es, daß er in seinen Nachkriegsvorträgen Gott so eindeutig beim Namen genannt hat, er zieht nun eine verbindlichere Wendung vor. Deshalb muß Murke das Wort „Gott“ aus den alten Sendebändern, die wiederholt werden sollen, herausschneiden. Das überflüssig gewordene Wort „Gott“ findet prompt in einem Hörspiel Verwendung, an Stellen, wo ursprünglich Schweigen vorgesehen war. Aber Schweigen ist nun mal im Rundfunk nicht gefragt. Bölls Satire, 1958 veröffentlicht, protestiert gegen den opportunistischen Kulturbetrieb, setzt Schweigen gegen hohles Geschwätz, das sich auch im Rundfunk immer breiter macht. Die bekannte Hörspielfassung „Dr. Murkes gesammeltes Schweigen“ (SWF Baden-Baden, 1986, 51 Minuten) stammt von Hermann Naber, der auch Regie führte. Sprecher sind Axel Corti, Henning Venske u. v. a. Heinrich Böll, geboren am 21. Dezember 1917 in Köln, gestorben am 16. Juli 1985 in Kreuzau. Buchhändlerlehre, Soldat im 2. Weltkrieg, Germanistikstudium, seit 1951 freier Schriftsteller und Übersetzer. Lebte in Köln und schrieb Romane, Erzählungen, Essays, Reden und Hörspiele. Veröffentlichungen u. a.: „Billard um halb zehn“ (Roman, 1959), „Klopfzeichen“ (Hörspiel, 1960), „Ansichten eines Clowns“ (Roman 1963, Stück UA 1970), „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ (Erzählung, 1974) u. a. Viele Auszeichnungen, 1972 Nobelpreis für Literatur.