Einleitung von Silke Hassler "Ich sah den Massenmord auf zwanzig Bildschirmen gleichzeitig." Josef Haslingers Roman erspart dem Leser nichts. Die Gäste des pompösen Wiener Opernballs werden Zielscheibe eines Terroranschlags. Ein Fernsehjournalist, der die Live-Übertragung aus den Ballsälen koordinieren soll, beobachtet das Verbrechen auf den Monitoren. Sein eigener Sohn ist unter den Opfern. Die Kameras laufen weiter und senden weltweit das Sterben von Tausenden. Von Trauer um seinen Sohn getrieben, versucht der Journalist, die Hintergründe des Anschlags zu klären. Haslingers Roman "Opernball" (S. Fischer Verlag 1995) entwirft das Panorama einer vom Terrorismus bedrohten Wohlstandsgesellschaft und zeigt die grotesken politischen Widersprüche auf zwischen Liberalität und Bedürfnis nach Sicherheit; den kaum kontrollierten Einfluß des Fernsehens auf Alltagsleben und Regierungsentscheidungen, das fatale Zusammenwirken von wiederaufflammendem Nationalismus, Fremdenhaß und politisch motivierter Gewalt.