- Genre: Vortrag & Film
- Beteiligte: Markus Kreuzwieser, Thomas Mann
Veranstalter: Verein Literaturhaus
Tod in Venedig
Veranstalter: Verein Literaturhaus
Vortrag: Markus Kreuzwieser „Thomas Mann und der Film“ Auf der Suche nach seiner Jugend kommt der Schriftsteller Gustav Aschenbach nach Venedig, wo die Cholera ausgebrochen ist, was allerdings von den Behörden verschwiegen wird. Aschenbach begegnet Tadzio, einem antikisch-schönen, beinahe engelhaften Jüngling, in den er seine Jugend projiziert und dem er in homoerotischer Liebe verfällt. Auf Tadzio richtet der (woran immer) sterbende Aschenbach am Lido dann auch seinen letzten Blick, und es ist ihm, als ob der Junge „voranschwebe ins Verheißungsvoll-Ungeheure“. Zum Abschluß des Thomas Mann-Schwerpunkts wird die Verfilmung seiner Erzählung „Der Tod in Venedig“ (1912) gezeigt. Der Film von Luchino Visconti aus dem Jahr 1970 mit Dirk Bogarde in der Hauptrolle erhielt den Sonderpreis der Jury bei den Filmfestspielen in Cannes (1971) und gilt als als besonders interessante Umsetzung eines anspruchsvollen literarischen Texts. Einerseits hält sich Visconti eng an den Inhalt der Novelle von Thomas Mann, andererseits transferiert er bestimmte Elemente des Texts in die spezifische Ausdrucksweise des Films. So wird der Schriftsteller Gustav von Aschenbach zu einem an Gustav Mahler erinnernden Komponisten, aus dessen 3. und 5. Symphonie auch die Filmmusik stammt. Für die essayhafte Reflexion über Kunst, Schönheit und Tod im Text von Mann führt Visconti im Film die Figur des Alfried ein, mit dem Aschenbach im Dialog die wesentlichen Thesen dieser Reflexion austauscht. Die Länge von Novelle (ca. 80 Seiten) und Film (130 Minuten) stehen in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander. Nicht zuletzt sind beide Werke in einen weltbekannten realen Schauplatz eingebettet, über den Thomas Mann einmal schreibt: „Ich ging an Bord in Venedig. Mein Gott, mit welcher Bewegung sah ich die geliebte Stadt wieder! Die langsame Fahrt in der Gondel vom Bahnhof zum Dampfer, mit fremden Menschen, durch Nacht und Wind, werde ich immer zu meinen liebsten, phantastischsten Erinnerungen an sie zählen. Ich hörte ihre Stille, das geheimnisvolle Anschlagen des Wassers an ihre schweigenden Paläste, ihre Todesvornehmheit umgab mich wieder.“