VERSCHOBEN AUF SEPTEMBER 2003 Einleitung: Dr. Matthias Part Der bekannte österreichische Schauspieler Walter Schmidinger liest erstmals in Salzburg aus dem Buch „Verstörung“ von Thomas Bernhard! Er sei im Café des Hauptbahnhofs Hannover gesessen und schon recht müde gewesen. Aber das Buch habe ihm keine Ruhe gelassen. So beginnt Peter Handkes Rezension mit dem Titel „Als ich Verstörung von Thomas Bernhard las“, die er 1967 für die „Zeit“ verfasste. Sie beschreibt das „Abenteuer seines Lesens“ (Hans Höller). Vor allem der gewaltige Monolog des Fürsten, der den gesamten zweiten Romanteil einnimmt, faszinierte Handke. Eine Sprache mit unverkennbarem Zeichencharakter und enormer Sogwirkung: „… wenn der Fürst über die Postzustellung in der Landschaft Bundau sprach, die katastrophal sei, meinte er damit sein katastrophales Inneres. Die Namen für die Dinge und Vorgänge, so erkannte ich, waren nur Zeichen für seine Zustände.“ Bernhards Buch verstört und fasziniert. Es geht um die Beziehung Vater-Sohn sowie Arzt-Patient. Um das Leben auf dem österreichischen Lande. Um zentrale Orte wie ein Gasthaus, eine Bibliothek, eine Mühle oder eine Burg. Um „die absolute Verwissenschaftlichung der Welt“ (Manfred Mittermayer). Und auch um Krankheit und Tod. Naturgemäß. Bernhards Weltliteratur läßt uns auch heute nicht in Ruhe. Wie anno dazumal Peter Handke. Rund 35 Jahre ist es her, daß die „Verstörung“ erschienen ist. Und im Februar sind sowohl der Geburtstag (9.2.1931) als auch der Todestag (12.2.1989) von Thomas Bernhard. Gute Anlässe für einen verstörenden, faszinierenden Abend!