„Der serbische Dichter Miodrag Pavlovic gehört zu den anderen Dichtern, den nicht bloß unverwöhnten, sondern unverwöhnbaren Dichtern“, schreibt Peter Handke in seinem Nachwort zum Gedichtband „Einzug in Cremona“ von Miodrag Pavlovic, der mit über 30 Gedichtbänden zu den bedeutendsten serbischen Dichtern zählt und stets in einer Reihe genannt wird mit Joseph Brodsky, Jan Skacel und Zbigniew Herbert. Die Auswahl des Bandes umspannt Gedichte aus einem halben Jahrhundert, versammelt eine Vielfalt lyrischer Formen, Tonlagen, poetischer Ansätze – vom „Aufschrei am Rande der Existenz“, den lapidaren Gedichten des Anfangs bis zu ruhigen, zur Ursprungserzählung tendierenden späten Prosagedichten. Von den frühen traumatischen Erfahrungen mit Krieg und Revolution bis zum Zerfall Jugoslawiens, den Pavlovic in visionären Texten antizipert hat, zieht sich ein Thema durch sein gesamtes Werk: das Verhältnis des Menschen zu seiner Geschichte. Seine „Helden“ sind die Gescheiterten, Entmachteten, Gestürzten, Verfolgten der Geschichte, im Rückgriff auf die griechische Antike und die slawischen Mythen auf dem Balkan sucht er die Grundlagen der heutigen Zivilisation, befragt er Ideologien und nationale Mythologien, in immer neuen Denkansätzen, ohne fertige Antworten: „Wir wissen nicht, wo unser Land beginnt / überall ist nur Ende.“ Zu hören sein werden an diesem Abend auch Gedichte aus dem 2001 erschienenen Band „Usurpatoren des Himmels“, Erinnerungen an eine Jugend in Belgrad während des Zweiten Weltkriegs.