Mittwoch,
19.05.04
20:00

Landlose Gehversuche. Morgen und Abend

Eintritt

Hans Lutsch
Rodica Draghincescu

Veranstalter: prolit

Landlose Gehversuche. Morgen und Abend

Veranstalter: prolit

Rodica Draghincescu zählt zu den markantesten Stimmen der jungen Generation rumänischer AutorInnen – man spricht sogar von einem ‚rodistischen Stil‘. Ihre Lyrik gibt dem Körper Stimme und Raum, sie schreibt eine Topographie von Liebe, Erotik, Begehren und Aufbegehren im Versuch der Entgrenzung von Körper, Sprache und Sinn. Die Gedichte Draghincescus leben von der Spannung: jener zwischen den Körpern, zwischen Anziehung und Abstoßung, Wunsch und Verweigerung, Fülle und Leere, Ich und Nichts – eine Spannung, die sie einkreist in wechselvollen rhythmisch-gestischen und bildlichen Gegensätzen, und im schamlosen Spiel mit lyrischen Mitteln und Traditionen. ‚Geboren in sächsisch, nicht gelebt in rumänisch, ungarisch fremd…‘- in ‚landlosen Gehversuchen‘ versucht die Lyrik von Hans Lutsch einzuholen, was die eigene biographische Herkunft nahelegt und verweigert zugleich: die Geschichte der deutschsprachigen Minderheit in Siebenbürgen, eine Geschichte von Flucht, Vertreibung und einer in Auflösung begriffenen Kultur. Jede Annäherung bleibt vorläufig und brüchig, jede ‚Landnahme‘ ist zugleich auch deren Verlust. In einer dichten, bildhaften Sprache vermessen diese Gedichte Spuren und halten ‚ausschau/ farbenblind dem Osten zugewandt‘ nach dem, was für Worte kaum noch zugänglich scheint: ‚der teller, aus jahresstein, mit / schwimmenden augen und dem brot. / wann wird geredet, wann zerhackt, das / kraut, der mund.‘

Rodica Draghincescu, geboren 1962 in Rumänien, lebt als Dozentin für französische Sprache in Stuttgart. Neben der Publikation von bislang 14 Büchern – Romane, Gedichtbände, Essays und Übersetzungen – veröffentlichte sie Texte in zahlreichen Literaturzeitschriften, erhielt Literaturpreise u.a. in Deutschland, Frankreich, Kanada. ‚Morgen und Abend‘ ist ihr zweites Werk in dt. Übersetzung. Hans Lutsch, geboren 1961 in Oberösterreich als Sohn siebenbürgisch-sächsicher Eltern, lebt in Salzburg. Nach journalistischen Texten und Reisereportagen aus Albanien veröffentlichte er in verschiedenen Zeitschriften Kurzgeschichten und Gedichte, für die er u.a. mit dem Trakl-Förderpreis des Landes Salzburg (1999) bedacht wurde. ‚Landlose Gehversuche‘ (2003) ist sein erster Gedichtband. Veranstalter: prolit