Nach der Mitgliederversammlung des Vereins Salzburger Literaturhaus Eizenbergerhof (Beginn 18 Uhr) wird anläßlich seines 100. Geburtstages der Film ‚Elias Canetti – Der Ohrenzeuge‘ von Thomas Honickel gezeigt. Österreichpremiere! Einleitung: Dr. Herwig Gottwald. Der Film ‚Elias Canetti. Der Ohrenzeuge‘ (arte/ SWR 2005, 60 Minuten) begibt sich auf eine spannende Spurensuche zu den Lebensstationen von Elias Canetti: vom bulgarischen Ruse an der Donau, wo er 1905 geboren wurde, über Manchester, Wien und London bis nach Zürich. Dort starb Canetti 1994. Eigentlich wollte er 300 Jahre alt werden, sich das gesamte Weltwissen aneignen und es literarisch verarbeiten. Eine Vorstellung von der Bandbreite seiner Gedanken geben die sogenannten ‚Aufzeichnungen‘ – tagebuchartige Notizen, von denen erst zehn Prozent veröffentlicht sind. Literaturwissenschaftler wie Peter von Matt und Claudio Magris, der Schriftstellerkollege Robert Menasse und eine Reihe von Zeitzeugen aus London und Paris, wo sich Canettis Brüder niedergelassen hatten, versuchen dem Phänomen Canetti gerecht zu werden und seinen Charakter zu erklären. Zahlreiche Fotos und Dokumente aus dem Nachlaß Canettis, vergessene oder kaum gezeigte Fernsehaufnahmen und eine Fülle von zeitgenössischem historischem Filmmaterial ist hier erstmals zu sehen. Elias Canetti war ein genialer Dichter und Zeitzeuge des chaotischen 20. Jahrhunderts. Tod, Entsetzen und Exil sind die Koordinaten in seinem literarischen Schaffen. Sein Hauptwerk ‚Masse und Macht‘ sprüht vor originellen Ideen und Gedanken, es ist halb Literatur und halb ethnologische Studie. Canetti leitet darin das menschliche Machtgefühl aus der Konfrontation mit dem Tod und dem Erlebnis des Überlebens ab. Bald wurde es zu Elias Canettis bekanntestem, aber auch umstrittenstem Buch, für das ihm 1981 der Literaturnobelpreis verliehen wurde. Büchertisch: Rupertus Buchhandlung Der Film wird am 24. Juni um 22.25 Uhr auf ARTE gesendet.