Der Schweizer Schriftsteller Robert Walser (1878-1956) wurde erst nach seinem Tod entdeckt; zu Lebzeiten war er – trotz Wertschätzung Walter Benjamins, Robert Musils oder Franz Kafkas – weitgehend unbekannt. Walser schrieb Gedichte und Prosa, arbeitete an bedeutenden literarischen Zeitschriften mit und verfasste in kurzer Zeit sechs Romane, von denen drei erhalten sind. Persönliche Krisen sowie ein Nachlassen seines anfänglichen literarischen Erfolgs führten zu häufigem Wechsel von Wohnort und Arbeitsplatz. Verfolgt von Ängsten und Halluzinationen, schrieb er in winziger Schrift nur noch für sich; schließlich ging er freiwillig in eine Nervenheilanstalt. Von einem seiner geliebten einsamen Spaziergänge kam er nicht mehr zurück. Die Fotografien des toten Wanderers im Schnee erinnern an ein ähnliches Bild aus Robert Walsers erstem Roman „Geschwister Tanner“ (1907). Anlässlich seines 50. Todestags liest die bekannte Schauspielerin Anne Bennent Texte von Robert Walser, begleitet von Otto Lechner am Akkordeon. Sie schlüpft in die erzählende Figur hinein, trägt die meist schwierigen, wortgewandten, nuancenreichen Überlegungen Walsers aus dem Gedächtnis vor und haucht so den Texten Leben und zusätzliche Farbe ein, ohne sie zu verfälschen. Otto Lechners Spiel unterstützt empfindsam die Aussagen, verstärkt sie und verleiht ihnen zuweilen dramatische Züge. „So verbinden sich die Musik einer Stimme und die Sprache eines Instruments zu einer Intensität, die in uns nachklingt“ (Tagesblatt Luxemburg). Anne Bennent, geboren 1963 in Lausanne, lebt in Wien, spielt seit ihrem 15. Lebensjahr Theater und arbeitet für Film und Fernsehen, u.a. mit Ingmar Bergman, Robert Wilson, Peter Zadek. Otto Lechner, geboren 1964 in Melk an der Donau, lebt als Musiker und Komponist seit 20 Jahren in Wien. Arbeitete u.a. für und mit Akkordeonfestival Wien, Burgtheater, Georg Danzer, Josef Hader, Hubert Kramar, Max Nagl, Kurt Ostbahn, Joe Zawinul.. Büchertisch: Rupertus Buchhandlung