- Genre: Ausstellungseröffnung: Gespräch, Feature & Film
- Beteiligte: Christian Loidl, Michael Köhler, Silvana Schiller, Allen Ginsberg
Veranstalter: Literaturhaus
Allen Ginsberg
Veranstalter: Literaturhaus
Vernissage: Dienstag, 6. März, 19.30 Uhr Ausstellungsdauer: bis 26. April 2001 Ausstellungsort: Literaturhaus Salzburg Öffnungszeiten: Mo bis Do, 10 – 17 Uhr, sowie bei Abendveranstaltungen Eintritt: frei Allen Ginsberg, der Beat Generation prominenteste Stimme, ist als Autor berühmt, nun ist der Fotograf zu entdecken. Schon lange fiel auf, daß die einprägsamsten Porträts von Kerouac, Burroughs & Friends den Vermerk Ginsberg trugen, doch nahm sich der nie Zeit, sein Fotoarchiv systematisch zu sichten. Den Anstoß gab ein langjähriger Freund, der Fotograf Robert Frank, dessen Bildband „The Americans“ (1959) von ähnlich nachhaltiger Wirkung war wie Ginsbergs Lyrik oder Kerouacs Prosa. Die drei verbindet überdies eine gemeinsame Ästhetik; sie setzen auf Spontaneität als primäres Kompositionsprinzip, sind radikal subjektiv und verfolgen als Ziel die Epiphanie, jene besonderen Momente des Alltags, in denen das Banale und Triviale den Blick freigeben aufs Sublime. Ginsbergs Aufnahmen erinnern an die Franks, wenngleich es übertrieben wäre, wollte man ihn zum Meisterfotografen stilisieren. Andererseits sind die Fotos mehr als Souvenirs eines Gelegenheitsknipsers mit illustrem Freundeskreis. Im Sinne der Beat-Ästhetik gelingt es Ginsberg nämlich, die Form des Schnappschusses wie die intime Vertrautheit mit den Porträtierten in einer Weise zu nutzen, daß deren privates Selbst aufscheint. So sind die „Reality Sandwiches“ spontane Charakterstudien, die das, was die Beats mit authentischer Erfahrung meinen, exemplarisch demonstrieren, und das auch noch an den Hauptfiguren der Beat Generation. Nach der Eröffnung der Foto-Ausstellung „Reality Sandwiches“ wird das Feature „Allen Ginsberg. Das Genie der melancholischen Tränen“ (ORF 1991, 42 Minuten) von Christian Loidl vorgestellt. Danach spricht Silvana Schiller mit dem Ginsberg-Experten und Ausstellungsgestalter Michael Köhler über Leben und Werk des amerikanischen Beat-Autors. Den Abend beschließ ein Video über Leben und Werk Ginsbergs. Allen Ginsberg ist seit Erscheinen seines langen Gedichts „Howl“ (1956; dt. „Geheul“, 1959) – einer Hymne auf die sex-, jazz- und visionshungrige Beatgeneration – Wortführer des anderen Amerika. Seine bildhafte, rhythmische und assoziationshungrige Sprache zeigt formal wie thematisch vor allem den Einfluß von Walt Whitman. Ginsberg war lebendes Beispiel einer Poetik der Einheit von Körper, Stimme und Bewußtsein, von Individualität und Öffentlichkeit und entwickelte sich auch zum Agitator der Friedens- und Umweltbewegung mit prophetischem Gestus. Allen Ginsberg, geboren am 3. Juni 1926 in Paterson (USA), gestorben am 5. Mai 1997 in New York. Veröffentlichungen: Empty mirror. Poems 1948 – 51“ (1960), „Kaddish and Other Poems“ (1961; dt. 1962), „Reality Sandwiches“ (Gedichte, 1963), „Planet News“ (Gedichte, 1968; dt. 1969), „Composed On The Tongue. Literary Conversations“, 1967 – 1977 (1980), „Plutonium Ode. Poems 1977 – 1980“ (1982) u.a.