- Genre: Lesung
- Beteiligte: Günther Kaip
Veranstalter: erostepost
Andersland
Veranstalter: erostepost
In einer Zeit, in der, gerade in Europa, wieder verstärkt die Frage nach Heimat, Identität und Nation gestellt wird, stellt Günther Kaip in "Andersland" eine Anti-Heimat vor: ein Dorf, gleichzeitig imaginärer Ort und geistig-symbolischer Raum, in dem der Wahnsinn Methode hat, ja das einzig Verbindende zwischen den Menschen ist. Die Handlung beginnt mit der Ankunft eines Fremden im Dorf, in dem eine überschaubare Gemeinschaft agiert. Die Ankunft fällt mit dem Begräbnis des Holzfällers zusammen, von dem man erfährt, daß er in der Stadt gewesen sei, zurückgekommen wäre und sich umgebracht hätte. Die wahre Todesursache jedoch, so wird vermutet, sei nicht die vorgegebene. Die Verwirrung des Fremden ist auch die Verwirrung des Lesers. Gleichzeitig fasziniert und abgestoßen, befindet er sich in einem permanenten Schwebezustand, in dem er nicht mehr klar zwischen seinen Erfindungen, Mutmaßungen und den tatsächlich stattfindenden Ereignissen unterscheiden kann. Das Dorf erscheint als bedrohlicher Ort fern jeder vernunftgesteuerten Zivilisation, dem der Fremde – und somit auch der Leser – hilflos ausgeliefert ist.