- Genre: Hommage zum 50. Todestag
- Beteiligte: Georg Clementi, Manfred Baumann, Sigrid Gerlach-Waltenberger, Theodor Kramer
Veranstalter: Verein Literaturhaus
Andre, die das Land so sehr nicht liebten
Veranstalter: Verein Literaturhaus
Andre, die das Land so sehr nicht liebten,/ warn von Anfang an gewillt zu gehn;/ ihnen – manche sind schon fort – ist besser,/ ich doch müßte mit dem eignen Messer/ meine Wurzeln aus der Erde drehn. „Einen der größten Dichter der jüngeren Generation“, nannte ihn Thomas Mann. Ihn, Theodor Kramer, der den Ersten Weltkrieg schwer verwundet überlebte, in den 30er Jahren einer der gefragtesten deutschsprachigen Lyriker war, gefördert von Stefan Zweig und Carl Zuckmayer, 1938 nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Dritte Reich als Jude und Sozialdemokrat ein Arbeits- und Berufverbot auferlegt bekam, mit seiner Frau nach London emigrieren konnte, als „feindlicher Ausländer“ interniert wurde, in Vergessenheit geriet, vereinsamte, erkrankte und vor 50 Jahren in Wien starb, unglücklich und wenig beachtet. Der Abend im Literaturhaus erinnert an den Dichter und Menschen Theodor Kramer. Nach der poetischen Hommage – von und mit Manfred Baumann, Georg Clementi und Sigrid Gerlach-Waltenberger (Akkordeon) – wird das Filmporträt „… für die, die ohne Stimme sind“ (ORF 1999, 35 Minuten) von Brita Steinwendtner gezeigt. Einleitung und Moderation: Karl Müller. Theodor Kramer, geboren am 1. Jänner 1897 als Sohn eines jüdischen Dorfarztes in Niederhollabrunn im niederösterreichischen Weinviertel, gestorben am 3. April 1958 in Wien. Nach Abbruch des Studiums der Germanistik und Staatswissenschaften arbeitet er als Beamter, Buchhändler und Vertreter für Bücher, ab 1931 freier Schriftsteller. Von 1939 bis 1957 in der englischen Emigration, dort 14 Jahre lang College-Bibliothekar. Vorstandsmitglied des Österreichischen Exil- P.E.N. und in engem Kontakt mit Elias Canetti, Erich Fried und Hilde Spiel. Nach Wien zurückgeholt, bekam er eine Ehrenpension und starb im Jahr darauf. Sein Nachlass umfasst mehr als 10.000 Gedichte, von denen viele unveröffentlicht sind. Nach ihm benannt ist die Theodor- Kramer-Gesellschaft, die sich um Exil-Literatur kümmert, Bücher und eine Zeitschrift herausgibt und seit 2001 jährlich den Kramer-Preis für Schreiben im Widerstand und im Exil verleiht.