C. Meyer Clason spricht über den argentinischen Autor Eine Sprechplatte wird einen direkten Eindruck von Borges Sprechen geben. Über Jorge Luis Borges schreibt Eberhard Geisler im Kritischen Lexikon zur fremdsprachigen Gegenwartsliteratur: "Spätestens seit Rimbauds Satz "Je est un autre" zeigt sich die moderne Literatur von der Erfahrung geprägt, daß die stolze Autonomie des bürgerlichen Subjekts Illusion ist. An den Grundfesten der Selbstgewißheit rüttelt die Einsicht, daß da, wo das Individuum im Brustton der Überzeugung von seinem Ich redet, sich in Wahrheit anonyme Stimmen vernehmbar machen. Das Problem der Fiktionalität von Subjektivität ist auch eines der großen Themen von Borges; er hat es immer wieder im Motiv des Spiegels entfaltet. (…) Das Ich gewinnt seine Identität aus der Identifikation mit dem Andern, in dem es sich spiegelt. Das kann nun einerseits narzißtischen Rausch bedeuten; andererseits ist mit dieser Struktur notwendigerweise ein Moment so tödlicher wie auswegsloser Aggression verbunden: das Ich ahnt, daß es nicht durch sich, sondern durch ein Fremdes konstituiert ist; es muß den Spiegel zerschlagen wollen – doch damit zerschlüge es sich selbst. Nichts anderes als diese Spannung ist es, die jene in Borges‘ sonst so dezenter Gentleman-Prosa auffallende Häufigkeit von Geschichten erklärt, in denen sich Doppelgänger, Rivalen und draufgängerische Messerstecher ans Leder wollen."