Sonntag,
05.04.98
11:00

Bucklichte Lieder

Eintritt 130,-/ 80,-

Veranstalter: Literaturhaus

Bucklichte Lieder

Veranstalter: Literaturhaus

Übergangszeiten haben ihre eigenen Gesänge, Lieder ohne das Pathos des Aufbruchs, skeptisch ebenso gegenüber großen Gesten wie triumphalistischen Klängen. Diese Gesänge – Lieder mit Zwischentönen und Brüchen, illusionslos, sarkastisch zuweilen, mit Ironie und Melancholie – sind dem Alltag und den kleinen Dingen mehr verbunden als dem großen Gang der Welt, den Helden und Eroberern. Nicht zufällig, daß in diesen Zeiten die starken Frauen die schwachen Männer mehr überzeugen als umgekehrt. Die Sängerin Pirkko Fleig (den Literaturhaus-BesucherInnen vom Zürcher Kur- und Badorchester bestens bekannt!) und die Pianistin Valérie Portmann haben zusammen eine Reihe von Liedern aus den 20er und 30er Jahren ausgesucht: Lieder von Kurt Weill und Erich Kästner, von Hanns Eisler und Alexander Zemlinsky, aber auch einmal eines von Richard Wagner, von Mozart oder Vivaldi, wenn es denn gerade paßt; Lieder über die Unglücksfälle und die kleinen Morde, die falschen Träume und die wahren Abschiede, über die Kinder und das Fressen. Aber die beiden Frauen singen und spielen diese Lieder nicht mit jenem permanent ironischen Augenaufschlag, jener besserwisserischen Geste der Nachgeborenen, die schon das Klischee mitliefern, was man sich dabei zu denken habe. Es sind die leisen Stimmungswechsel, die sachten Verschiebungen und Verrückungen der Realität, die kleinen Reibungen und Zusammenstöße, aus denen einen sechzig Jahre danach die Jetztzeit anspringt, aus denen das Licht aufgeht, das die eine Übergangzeit auf die andere wirft.