Odessa, Subotica, Prag, Budapest, Belgrad, Wien… Drei Generationen von Emigranten sind es, deren Lebensläufe Dragan Velikic in seinem neuesten Roman nachzeichnet – entlanggeschrieben an den verborgenen Spuren und geheimen Bezugslinien ihrer Geschichten, die sich kreuzen und verflechten wie die Schienennetze und Straßenzüge der Stationen ihrer Biographien. Was an den Schnittpunkten entsteht, ist eine Topographie Mitteleuropas vom Ersten Weltkrieg bis zum Zerfall des ehemaligen Jugoslawien. In einer vielschichtigen Komposition entwirft Veliki´c seinen Roman als Gedächtnisraum, als Archiv unter- irdischer Geschichte(n) und als Inventar nie gelebter Möglichkeiten. Anschließend an die Lesung ist Dragan Veliki´c auch im Film zu sehen: „Irgendwo dazwischen“, so heißt der Dokumentarfilm über literarische ExilantInnen aus dem ehemaligen Jugoslawien, den die FilmemacherInnen Mario Jandrokovic, Hermann Peseckas und Ulrike Ramsauer an diesem Abend zum ersten Mal zeigen. Der Film folgt den Protagonistinnen durch mehrere Länder, entlang zahlloser, mehr oder weniger provisorischer Zwischenstationen. Ihre Lebens- und Arbeitsumstände werden von Dragan Velikic treffend beschrieben: „You are irgendwo dazwischen.“ Mit ihrem früheren Lebensraum haben die AutorInnen auch ihr sprachliches Umfeld – und damit ein wesentliches Bezugssystem ihrer Arbeit – verlassen. Marusa Krese, Zijah Sokolovic, Dubravka Ugresic, Dragan Velikic und andere erzählen in diesem Film über Beweggründe für ihr Weggehen, über untergegangene Utopien und Klischees von Exil. Dragan Velikic, 1953 in Belgrad geboren, in Pula aufgewachsen, lebt derzeit als freier Schriftsteller in Berlin und Belgrad. Zahlreiche Veröffentlichungen, darunter zwei Erzählbände und sieben Romane, die in zehn Sprachen übersetzt wurden. Büchertisch: Rupertus Buchhandlung VA-Ort: Das Kino