Der Blick hinter die Kulissen menschlicher Tragödien und Tragikomödien: wenn ein Angestellter dem Bankdirektor auf den Esstisch kotzt, gerade, als der ihn befördern will; wenn eine Frau Jagd macht auf die Mörder ihrer Katze und ein scheinheiliger, soeben verstorbener Messner erfährt, dass er vergeblich auf die für unumstößlich gehaltene Himmelfahrt wartet … Dann sind wir mitten im Universum der „elf Gebote“. Und da geht es vor allem einmal um die Einsamkeit: die Einsamkeit einer Frau, die ihren bettlägerigen Schwiegervater betreut; die Einsamkeit eines Schriftstellers während der Frankfurter Buchmesse; die Einsamkeit eines Frauenhelden, der während des Beischlafs an Gedichte denkt, damit er nicht zu früh zum Höhepunkt kommt. Jede Geschichte baut auf einem der zehn Gebote auf und ist in sich geschlossen, wobei die erzählerischen Strukturen variieren und vom inneren Monolog über die Chronik bis zur Form des Reigens reichen. Und doch sind die Erzählungen durch die handelnden Personen miteinander verbunden. Sie bilden eine Art Mosaik, zwischen dessen Ritzen sich die Abgründe der menschlichen Seele auftun. Übrigens: Das elfte Gebot, vom Autor erfunden, soll hier noch nicht verraten werden. Aber wie wäre es mit: Du sollst diese Lesung besuchen! Norbert Silberbauer, geboren 1959 in Eggenburg, Schriftsteller und Lehrer. Zahlreiche Theaterstücke, zuletzt wurde „liebes-krank“ (Gedichte, mit Zeichnungen von Johann Jascha, 2000) publiziert. Bei Deuticke lieferbar sind „Franz“ (Roman, 1994) und „Schön und irr“ (Gedichte, 1997). Lebt in Ober-Retzbach.