Franz – das ist einerseits ein bestimmter Name, eine konkrete Anrede, andererseits aber könnte bei der ungeheuren Verbreitung dieses Namens ein jeder so heißen, und in der Tat erzählt Norbert Silberbauers Roman den Lebenslauf eines kleinbürgerlichen Jedermann unserer Zeit. Norbert Silberbauer erzählt auch die andere Geschichte hinter der Karriere des ganz und gar unauffälligen Franz; er erzählt sie in 14 Stationen, das heißt: als Kreuzweg. Die Karriere ist eben auch eine Leidensgeschichte, jeder Schritt hat seinen Preis, und man weiß nie, wohin es geht. Da sind Hoffnungen, die Franz nicht einlösen kann, "Sachzwänge", die ihn schwächen, Zufälle, die alles anders machen. Silberbauers Buch schärft den Sinn fürs (eigene) Dasein. Die Erinnerung an die christliche Leidensgeschichte ist dabei keine bloße Anspielung: Während nämlich der Kreuzweg Jesu einen tiefen Sinn hatte, der sich über Jahrhunderte zur Nachahmung ("imitatio Christi") empfahl, ist das Leben des Franz – selbstverschuldet – sinn-neutral, gleichgültig, massenhaft. Am Ende steht keine Erlösung, keine Auferstehung. "Nach seinem Tod", heißt es dafür lakonisch am Schluß des Buches, "wird wohl jemand sagen, Franz sei ein Vorbild gewesen."