hre beiden bisherigen Salzburg-Auftritte im Literaturhaus (zu Erich Fried und zu Hermann Hesse) wurden vom Publikum gestürmt. Mit ihrem neuen Programm greift die Gruppe „Poesie & Jazz“ – Gerhard Reuther (git), Willi Macht (baß) und Andie Merk (perc, fl, sax) sowie der Schauspieler Ulrich Gebauer – das weniger bekannte lyrische Werk des bedeutenden Schriftstellers Erich Kästner auf. In enger Verzahnung des gesprochenen Textes mit der Jazzmusik begegnen einander unterschiedliche Kunstformen zu einem gemeinsamen Vortrag. Erich Kästner (1899-1974) – vielen nur bekannt als Autor von Kinder- und Jugendbüchern – veröffentlichte zwischen 1928 und 1933 mehrere Gedichtbände, u. a. „Herz und Taille“, „Ein Mann gibt Auskunft“ und „Lärm im Spiegel“. In diesen attackiert er in aufklärerischer Absicht Kriegstreiber, Heuchler und Spießer. Aber auch zu den Themen Frauen, Liebe und Erotik schrieb er Gedichte mit großer subtiler Wahrnehmung. Die literarische Tätigkeit Erich Kästners wurde 1933 durch die Nationalsozialisten unterbrochen, die seine Bücher verbrannten und ihm 1942 Publikationsverbot erteilten. Er veröffentlichte im Ausland und emigrierte nicht. Sein Verbleiben im Nazideutschland begründete der Autor damit, daß „ein Schriftsteller erleben muß, wie das Volk, zu dem er gehört, sein schweres Schicksal erträgt“. Nach dem Krieg schrieb er hauptsächlich für Kinder und Jugendliche und erhielt für sein Werk zahlreiche Auszeichnungen (z. B. Georg Büchner-Preis 1957).