Nach Robert Menasse und Erich Hackl ist diesmal Anna Mitgutsch zu Gast in der Reihe ‚Geboren 1948 bis 1955. Österreichische NachkriegsautorInnen im Gespräch‘. Ludwig Laher wird mit der Schriftstellerin wieder ausgehend von 3 Büchern, die zum Einlesen angegeben sind, über Leben und Werk diskutieren.

Der Roman ‚Haus der Kindheit‘ (1) von Anna Mitgutsch thematisiert u.a. die jahrzehntelangen Versäumnisse der Zweiten Republik, auf die einst vertriebenen jüdischen Österreicher zuzugehen, sie willkommen zu heißen, wo einst ihr Zuhause war, ihren Besitz zu restituieren, den Bruch persönlicher Lebensgeschichten zur Sprache zu bringen, zu retten, was zu retten blieb. Das Schicksal des in die USA emigrierten Max Berman führt uns aber auch die Identitätsproblematik vieler Opfer vor Augen, ihre Heimatlosigkeit, die tragikomische Situation kleinwinzig gewordener Kultusgemeinden in der österreichischen Provinz.

Ludwig Laher stellt Mitgutschs Roman Ruth Klügers außergewöhnliche Autobiographie ‚weiter leben‘ (2) zur Seite, die Jugend einer Wienerin, die als Kind mehrere KZ überlebt und 1947 in die USA auswandert. Über Marlen Haushofers Novelle ‚Wir töten Stella‘ (3), von Anna Mitgutsch für diesen Abend ausgesucht, schreibt Oskar Jan Tauschinski, es ginge darin nicht nur um das Scheitern einer Frau, sondern auch darum, vor der Inaktivität und dem Mangel an Courage beim Verhindern all jener unauffälligen, nie geahndeten Verbrechen, die täglich im Alltag unter sogenannten anständigen Menschen geschehen, zu warnen. Darüber wird im Kontext aller drei Bücher zu reden sein.

Anna Mitgutsch, geboren am 2. Oktober 1948 in Linz, unterrichtete Germanistik und amerikanische Literatur an verschiedenen Universitäten, lebte und arbeitete viele Jahre in den USA und lebt abwechselnd in Linz und Boston. Veröffentlichungen: ‚Die Züchtigung‘ (Roman, 1985), ‚Ausgrenzung‘ (Roman, 1989), ‚In fremden Städten‘ (Roman, 1992), ‚Abschied von Jerusalem‘ (Roman, 1995), ‚Haus der Kindheit‘ (Roman, 2000) und ‚Familienfest‘ (2003). Ihre Poetik-Vorlesungen sind in dem Band ‚Erinnern und Erfinden‘ (1999) zusammengefaßt. Büchertisch: Rupertus Buchhandlung

Veranstalter: Verein Literaturhaus