- Genre: Lesung (persisch/deutsch)
- Beteiligte: Bahman Nirumand, Mahmud Doulatabadi
Veranstalter: Literaturhaus
Mahmud Doulatabadi
Veranstalter: Literaturhaus
Als im Winter 1979/80 Millionen Iraner auf die Straße gingen, um den verhaßten Schah davonzujagen und die „Islamische Republik“ aufzubauen, blieb der bedeutendste Schriftsteller des Landes, Mahmud Doulatabadi, an seinem Schreibtisch hocken. Tag und Nacht schrieb der damals 40jährige an seinem Werk, „Kelidar“, einem Prosaepos von 2.836 Seiten. Es wurde nach dem Sieg der Revolution in zehn Bänden veröffentlicht und hunderttausendfach verkauft. Heute besteht kein Zweifel mehr daran: „Kelidar“ ist das Jahrhundertwerk der zeitgenössischen Literatur des Iran. Doulatabadi ist allerdings kein Revolutionsromantiker. Im Gegenteil: Den staatlichen Zensoren war das Werk von Anfang an ein Dorn im Auge. Zu pessimistisch, urteilte die offizielle Literaturkritik; einzelne Scharfrichter prangerten angebliche sexuelle Ausschweifungen an und verlangten vom Autor, sich selbst zu verstümmeln – jedoch vergeblich. 1992 stoppte die Behörde die Auslieferung aller Ausgaben. Erst im Herbst 1997 konnte der Verlag eine Neuauflage ankündigen. Wann sie erscheint, ist noch ungewiß. Der Zürcher Unionsverlag brachte 1997 die ersten beiden, in sich abgeschlossenen Teile auf Deutsch heraus. Doulatabadi, derzeit Stipendiat im deutschen Künstlerhaus Schloß Wiepersdorf, wird lesen und sprechen. Bahman Nirumand wird den Autor in der deutschen Übersetzung vorstellen. Mahmud Doulatabadi, geboren 1940 im Nordosten Irans, arbeitete in der Landwirtschaft und als Handwerker, absolvierte die Teheraner Theater-akademie und war Schauspieler. Aus politischen Gründen wurde er 1975 zwei Jahre inhaftiert. Heute lebt er mit seiner Familie in Teheran. Er hat zahlreiche Romane, Erzählungen, Theaterstücke und Essays veröffentlicht, in deutscher Sprache: „Der leere Platz von Ssolutsch“ (Roman, 1991), „Die Reise“ (Erzählung, 1992) u. a.