Donnerstag,
23.03.00
20:00

Pianure/ Ebenen I

Eintritt öS 80,-/ 50,-

Daniele Benati
Ermanno Cavazzoni

Veranstalter: Institut für Romanistik, Literaturhaus

Pianure/ Ebenen I

Veranstalter: Institut für Romanistik, Literaturhaus

„Pianure/Ebenen“ heißt in Italien die Landschaft entlang des Po, die sich von Mailand bis zum Delta erstreckt. Sie galt den Filmemachern der italienischen Nachkriegszeit als Signum der Modernität, heute ist sie Spiegel der Entwicklung dieser Modernität zur Ödnis der Peripherien, Supermärkte und Müllhalden. Es ist daher kein Zufall, dass die „pianure“ Fotografen, Regisseure, Erzähler zur Reflexion über unsere Gegenwartskultur anregen. Antonioni und Mazzacurati, Ghirri und Celati, Cavazzoni und Fellini, Benati und Cornia machen, jeder auf seine Weise, die Leere der Po-Ebene zum Projektionsraum ihrer Imagination, lassen aus der flirrenden Sommerhitze und dem winterlichen Nebel dieser Landschaft seltsame Zeitgenossen hervortreten, verrückt und verbohrt, verängstigt und verloren … An diesem Abend lesen die beiden Schriftsteller Ermanno Cavazzoni und Daniele Benati in italienischer Sprache aus ihren Büchern „Cirenaica“ (Roman) und „Silenzio in Emilia“ (Erzählband), ihre Übersetzerin Marianne Schneider liest die Texte auf Deutsch. Cavazzoni ist ein „leiser“ Erzähler, der mit hintergründigem Humor das Verwunderliche im Alltagsleben aufspürt. Die „meraviglia“ macht das Loch in der Mauer (Cortázar) sichtbar, durch das seine virtuelle Welten in unsere geordnete Wirklichkeit eindringen können: die phantastischen Reiche unter der Oberfläche der „pianure“ („Der Gesang der Mondköpfe“, verfilmt von Federico Fellini), der Höllenort der Bibliothek im Keller eines Wohnhauses („Mitternachtsabitur“), das Purgatorium der Gestrandeten am Ende aller Schienenstränge („Cirenaica“). „Wenn es ein wenig mehr Schweigen gäbe, wenn alle ein wenig schweigen würden … vielleicht könnten wir etwas verstehen!“ – mit diesen Worten endet Fellinis Film. „Silenzio in Emilia“ (dt. Schweigen in der Emilia) lautet der Titel, unter dem Daniele Benati seine Erzählungen versammelt. Die Erzählfiguren Benatis treten wie Schatten aus der Landschaft der Emilia hervor, Verstorbene, die an ihren Wohnort zurückkehren, verwundert, verstört, erinnerungslos, bis sie ihr Leben an den Moment des Todes zurückgespult haben.