Eine Frau hat eine Passion: Elisa, Immobilien-Maklerin von Beruf, scheint wie magisch angezogen von leeren Räumen. Tagsüber vermittelt sie, tough und routiniert, leer stehende Wohnungen an Kunden, ihre Nächte verbringt sie in den gleichen unbewohnten Behausungen, die so kahl sind wie ihr Leben selbst. Atmen von leeren Wänden, von Schatten – Elisa lebt nur dort auf, wo es kein Leben gibt. Bis eine Serie von Brandanschlägen ansetzt, eine Wohnung nach der anderen in Flammen aufgeht und der ermittelnde Beamte alsbald in Liebe zu Elisa entbrennt. Und parallel dazu holt die bruchstückhafte Erinnerung Elisas aus: Ungelöste Mordfälle aus ihrer Kindheit treten ans Licht, ihre Mutter kommt ins Spiel. Stakkatoartig und atemlos wie seine Protagonistin treibt Michael Stavaric auch Leserin und Leser durch die Erzählung: Ein Wort ergibt das nächste in der knappen, hochtourigen, so rhythmischen wie pulsierenden Sprache – und Stehenbleiben gilt nicht. Wer sich Elisa dicht auf den Fersen wähnt, wird enttäuscht; entzieht sich die Gehetzte listenreich doch immer wieder, legt neue Spuren aus und macht sich ungreifbar. Mit „stillborn“ ist dem Autor gleichermaßen das Psychogramm einer unwiderstehlichen Frau wie ein im Rätsel verharrender Kriminalroman gelungen, „lakonisch, bündig, dabei leichtfüßig, verspielt, verführerisch im Ton, pulsierend zwischen Prosa und Poesie.“ (buchkritik.de) Michael Stavaric, geboren 1972 in Brno, Tschechien, lebt in Wien. Nach einem Studium der Bohemistik und Publizistik arbeitet er heute als Sekretär/Kulturbeauftragter des Botschafters der Tschechischen Republik in Österreich; er ist als Herausgeber und Übersetzer (u.a. von Jiri Grusa) tätig. Mit „stillborn“ (Residenz Verlag 2006) liegt nun nach zwei Gedichtbänden und einer Essaysammlung sein erster Roman vor – für den er übrigens jüngst mit dem Wortspiele-Preis in München ausgezeichnet worden ist. Büchertisch: Rupertus Buchhandlung